In all unsere Projekte fließen die intensive Arbeit und die innovativen Gedanken unserer Mitarbeitenden ein. Sie machen das KWB zu dem, was es ist und sind der Schlüssel zu unserem Erfolg. Wir möchten deshalb die Menschen hinter den Projekten vorstellen. Diesmal: Enrique Campbell.
Enrique, was hast du studiert und wie lange bist du schon beim KWB?
Ich bin seit Februar am KWB, also relativ frisch mit dabei. Meine akademische Laufbahn begann in meinem Heimatland Nicaragua, wo ich Umwelttechnik an der Universidad Centroamericana studiert habe. Vor vierzehn Jahren verließ ich Nicaragua, um meiner Leidenschaft für die Optimierung von Trinkwasserversorgungsnetzen nachzugehen. Dies führte mich zur Polytechnischen Universität Valencia in Spanien, wo ich sowohl einen meinen Master als auch Doktor in Hydraulikingenieurwesen gemacht habe. Meine Doktorarbeit konzentrierte sich auf die Sektorisierung von Wasserversorgungssystemen, und während dieser Zeit arbeitete ich auch in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei den Berliner Wasserbetrieben als Doktorand. Nach Abschluss meiner Promotion verbrachte ich fünf Jahre als Experte für hydraulische Simulation in der Abteilung Abwasserentsorgung. Beim KWB bin ich Teil des Hydroinformatik-Teams und arbeite im Projekt iOLE, das sich auf die intelligente Online Leckage-Erkennung in Trinkwassernetzen konzentriert.
Wie unterstützt du das KWB-Team mit deiner Arbeit und Kompetenz?
Einer der Hauptgründe, warum ich es mich gereizt hat, am KWB zu arbeiten, ist die Abteilung für Hydroinformatik, die für ihre wegweisende Forschung zur Optimierung von Trinkwasserversorgungssystemen bekannt ist. Seit meinem Bachelor-Abschluss habe ich mich intensiv auf diesem Gebiet spezialisiert und umfangreiche Erfahrungen und Kenntnisse gesammelt. Ich habe in zahlreichen Projekten gearbeitet, die darauf abzielen, Leckagen zu reduzieren und städtische Wasserversorgungsnetze weltweit zu optimieren, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor sowie in der Forschung. Diese breite Erfahrung hat mir eine globale Perspektive eröffnet, die es mir ermöglicht, die effizientesten Lösungen für damit verbundene Herausforderungen zu identifizieren. Sie befähigt mich zudem, maßgeschneiderte Lösungen für jedes einzigartige Szenario anzubieten und neue Erkenntnisse einzubringen.
Mit welchen großen gesellschaftlichen Themen hat deine Arbeit zu tun?
Die Sicherung der Trinkwasserversorgung ist von entscheidender Bedeutung, insbesondere angesichts des Klimawandels, des Bevölkerungswachstums und des Bedarfs in Sektoren wie Landwirtschaft und Industrie, die die globale Wasserverfügbarkeit verringern. Überraschenderweise gehen selbst in Europa, wo das Umweltbewusstsein hoch ist, rund 25 % des in die Trinkwassernetze eingespeisten Wassers durch Leckagen verloren, bevor es die Verbraucher:innen erreicht. Diese Verluste variieren regional, doch ihre Behebung ist unerlässlich. Am KWB setzen wir modernste Computertechnologien ein, um diese Verluste zu reduzieren und die Effizienz des Wassermanagements zu steigern. So stärken wir die aktuelle und zukünftige Sicherheit der Trinkwasserversorgung erheblich.
Gibt es einen besonderen Forschungstrend oder neuen Forschungsgegenstand, den du besonders spannend findest? Was sind aus deiner Sicht entscheidende Zukunftsthemen? Was brauchen wir an Entwicklung?
Ich sehe ein enormes Potenzial in der Integration von künstlicher Intelligenz und digitalen Zwillingen in die Verwaltung von Trinkwasserversorgungsnetzen. Diese Technologien versprechen ein agileres Verständnis der Netzdynamik, Optimierung der Betriebsprozesse und Reduzierung von Kontaminationsrisiken. Darüber hinaus können sie dazu beitragen, widerstandsfähige Systeme zu entwickeln, die in der Lage sind, ungünstige Szenarien und den zunehmenden Druck auf Wasserressourcen effektiv zu bewältigen. Für eine erfolgreiche Implementierung müssen jedoch einige Voraussetzungen erfüllt werden, wie die Installation ausreichender Sensoren zur Echtzeit-Datenerfassung von Druck und Durchfluss. Derzeit nutzen Wasserversorger diese Technologien selten. Meiner Meinung nach liegt eine wesentliche Herausforderung für Forschungseinrichtungen wie dem KWB darin, diese Innovationen durch praxisnahe Fallstudien in Zusammenarbeit mit Wasserwerken zu validieren. Dieser Ansatz könnte die Attraktivität entwickelter Lösungen für andere Wasserversorger steigern.
Lebenslanges Lernen: Wie bleibst du in deinem Forschungsbereich up-to-date und bildest dich weiter?
Seit meinem Einstieg beim KWB erweitere ich täglich mein Verständnis für objektorientierte Programmierung in Python und Data Science. Obwohl ich in früheren Rollen bereits mit Programmiersprachen gearbeitet habe, ist meine Arbeit inzwischen wesentlich fortgeschrittener und stellt zugleich eine erhebliche Herausforderung dar, die sowohl Geduld als auch Ausdauer erfordert. Ich nutze intensiv Lernplattformen wie Udemy und DataCamp sowie Fachbücher. Doch am wertvollsten sind der Wissensaustausch mit Kollegen und die konsequente Praxis.
Worauf bist du beim KWB besonders stolz?
Am KWB anfangen zu können, war eine große Ehre, da ich Teil eines dynamischen, vielfältigen und weltweit anerkannten Forscher:innenteams wurde, das sich der Bewältigung einer der dringendsten globalen Herausforderungen widmet – dem Thema Wasser. Es erfüllt mich mit großem Stolz, zur gesellschaftlich relevanten Arbeit des KWB beizutragen.
Was machst du, wenn du nicht am KWB bist?
Ich genieße es, Zeit in meiner Beziehung und mit meiner Familie zu verbringen, und habe eine Leidenschaft für das Lesen. In letzter Zeit habe ich mich in die Werke von Yuval Noah Harari vertieft. Um aktiv zu bleiben, treibe ich gerne Sport, insbesondere Schwimmen und Joggen.